Donnerstag, 1. März 2007

Die drei Muskeltiere...

Nun hatte ich 1/4 Jahr Gelegenheit, diese Spezies aus nächster Nähe zu beobachten und ihren Gesprächen zu lauschen.
Und ich muss leider sagen, dass ich einiges gehört habe, was mir nicht gefällt. Aber meist muss man nicht mal großartig darüber reden. Es fällt nämlich ins Auge wenn eine Gestalt an einem vorbeiwandelt, deren Arme aufgrund des enormen Bizeps nicht mehr an den Brustkorb geführt werden können. Dass dadurch ein relativ kurioses Gangbild entsteht, muss ich wahrscheinlich nicht erst erwähnen.
Irgendwie fühle ich mich dabei immer ein wenig an Obelix erinnert. In diesem Fall ist er allerdings nicht in den Topf mit dem Zaubertrank gefallen, sondern hat seine Nase ein wenig zu tief in den Arzneimittelschrank gesteckt. Und genau hier liegt das Problem.
Es ist ja bekannt, dass man im Internet so einiges käuflich erwerben kann, was Leib und Leben gefährdet. Und wie mir scheint, waten einige ganz schön tief im Anabolika-Sumpf. Und man braucht nicht einmal mit dem Finger auf die Hochleistungssportler zu zeigen. In manchem Kühlschrank leistet heute schon die Injektion mit Wachstumshormonen den Gurken im Gemüsefach Gesellschaft. Dieser Schuss kann aber böse nach hinten los gehen.

Es ist total unverantwortlich, was viele Kraftsportler ihrem Körper im Namen der (vermeintlichen) Ästhetik antun.
Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, welche Konsequenzen das haben kann, oder sie wollen es nicht wissen.
"Es wird schon nichts passieren"-Nach meiner Erfahrung wird man mit dieser Devise nicht unbedingt sehr alt.

Ich will wirklich nicht in die Kerbe schlagen, dass Muskelmasse indirekt proportional zur Intelligenz ist, denn dieses selbstdestruktive Verhalten findet sich in allen Bereichen.
Bei näherer Betrachtung drängt sich aber eine Frage auf:
Ist wirklich jeder Mensch in der Lage, die Verantwortung für sich selbst und seine Gesundheit zu übernehmen?
Diese Frage ist nicht neu und die Antwort dürfte klar sein.

Die Frage nach dem Warum und dem Wofür ist auch nicht neu, die Antwort darauf ist, jedenfalls für mich, aber alles andere als klar.

"Sport ist Mord" - unter diesen Umständen könnte da was Wahres dran sein.

Dienstag, 23. Januar 2007

Folienärzte...

Lassen Sie mich durch, ich bin Folienarzt und ich habe die Lizenz zum kreuzen."

Heute hab ich mich wieder einmal gefragt, was genau es wohl wirklich mit der summativ integrativen Wissenvermittlung an der Medizinischen Universität Innsbruck auf sich hat.
Wenn ein Sachverhalt hinter einer so sperrigen Bezeichnung versteckt wird, kann das ja primär schon mal nix Gutes bedeuten.

Was heißt es aber nun für den Studenten?
Nun ja, ich bin in den letzten Jahren zu dem Schluss gekommen, dass summativ integrativ für manche Professoren vielleicht vor allem bedeutet, sämtliche Folieninhalte von anderen Vorträgen konsequent in ihre eigenen Vorträge zu integrieren . Das spart Zeit und die Studenten freuen sich bestimmt, wenn sie ein und denselben Sachverhalt von drei verschiedenen Leuten präsentiert bekommen. Auf diese Weise nun summiert sich die Redundanz und am Ende des Tages werde ich irgendwie das Gefühl nicht los, dass hier ein Sprung in der Platte ist.

Aber es ist bestimmt genauso pädagogisch wertvoll, eine Sache zehnmal schlecht als einmal gut erklärt zu bekommen. Denn die Quantität ist hier der Qualität noch meilenweit voraus.
Trotzdem sollte man vorsichtig sein an der MUI, denn es könnte unter Umständen der Eindruck entstehen, dass die rechte Hand nicht so recht weiß, was die Linke tut.

Aber was wäre leerer Inhalt ohne Form?
So kann ich mich jeden Tag aufs Neue an den ästhetisch ansprechenden Powerpointhintergründen erfreuen. Diese sind die optimale Untermahlung der aufwändigen Pirouetten und Schleifen die so mancher Laserpointerartist durchführt und die vielleicht ein wenig vom Inhalt ablenken sollen. So ein Laserpointer hat aber durchaus auch etwas für sich. So kann der Vortragende beispielsweise nie in die peinliche Situation geraten, in der Zeile zu verrutschen. Er weiß immer, wo er gerade von seiner Folie herunterliest (!).

Und jeden Tag haben die Professoren aus ihren obligatorischen ppt-Folien aufs Neue ein nettes Tabellenpäckchen geschnürt und mit Graphiken und Prävalenz- und Inzidenzangaben gespickt.
Wenn ich also später mal einen Patienten behandle, kann ich ihm sofort sagen, wieviele pro 100.000 Einwohnern dasselbe haben wie er. Behandeln kann ich ihn aber leider nicht so gut. Aber das macht ja nichts, ich bin ein Folienarzt. Ich weiß ja wie hoch die Prävalenz ist, also soll er einfach mal bei einem von den Betroffenen anrufen, vielleicht weiß der ja wies geht.

Die Rechnung, dass das Auswendiglernen von Folien einen Arzt ergibt, geht eben doch nicht auf. Denn wer meint, die Powerpointpräsentationen seien der hochkonzentrierte Wissensextrakt aus allen relevanten Büchern, der irrt gewaltig. Wenn, dann kann man eher sagen, dass sich manche Vortragende eine dünne Wissens-Brühe daraus gekocht haben, die nun die Studierenden auslöffeln dürfen.

Also, ein Tipp für jeden: Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie ihren Arzt, ob er je ein Buch von innen gesehen hat.

multiplechoice

Dienstag, 16. Januar 2007

Hier bin ich Arzt, hier darf ichs sein...?

Heute ist mir fast das Lachen im Hals stecken geblieben. Habe erfahren, dass in einem Krankenhaus in Tirol ernsthaft darüber nachgedacht wurde, die Interpretation der Röntgenbilder, CTs und MRIs ins Ausland, und zwar nach Indien, auszulagern. Höchstwahrscheinlich wurde auch der Verstand des brillianten Sparefrohs ausgelagert, dem diese Idee in den Sinn kam.
Wie soll ich mir das bitte vorstellen? An einem Fließband starren überarbeitete Ärzte auf die vorbeiziehenden Bilder und erstellen dann im Akkord Blickdiagnosen aus der Konserve, die ungefähr eine ähnliche prädiktive Wertigkeit haben wie ein Horoskop von Gerda Rogers. Das ist so absurd, dass es fast körperlich weh tut.
Wo soll das hinführen? Ein Rabattsystem? Wir bieten folgendes Angebot: Jede zehnte Fehldiagnose ist nicht nur gratis, nein, sie ist sogar vollkommen umsonst.
Die Entwicklung der Technik geht immer weiter, was die Kosten in die Höhe treibt. Bei einer MRI-Untersuchung der Leber wird einem Patienten allein Kontrastmittel im Wert von 700 Euro gespritzt. Die Kosten der Gesamtuntersuchung belaufen sich dann effektiv auf über 2000 Euro. Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?
Die Krankenhauserhalter setzten diesbezüglich auf die Diagnose "Made in Taiwan". (Nun ja, wer schon jemals versucht hat, die Bedienungsanleitung verschiedener Elektrogeräte zu entschlüsseln weiß, warum mir bei dem Gedanken nicht gerade warm ums Herz wird.)
Geiz ist vielleicht geil, aber Geiz macht nicht heil.

Samstag, 13. Januar 2007

Im Westen nichts Neues...jedenfalls nicht im Westen von Österreich

Hier in Tirol begegnet mir jeden Tag am Morgen im Bus schon die Neue und informiert den interessierten ivb Fahrgast in Wort und Bild über die relevanten Dinge des Lebens. Obwohl sich die Sache mit den Worten ja stark in Grenzen hält. Das Qualitätsprofil der Neuen lässt sich wohl folgendermaßen zusammenfassen: "Jetzt mit noch weniger Buchstaben pro Seite. Dafür aber extrabunt."
Die heutige Titelseite hätte mich vor lauter Farben beinahe erschlagen.
Aber die Neue braucht den Vergleich mit anderen Tageszeitungen nicht zu scheuen. Im Standard gibt es den "Kopf des Tages". Da hält die Neue locker mit dem "Tier des Tages" dagegen.

Seit neuestem erfindet die Neue auch den investigativen Journalismus neu. Da werden Leser als Neue-Spione eingespannt um Polizei- und Feuerwehreinsätzen bei Unfällen etc. auf ihrem Fotohandy zu dokumentieren oder Skandale aus ihrem Umfeld zu melden. Ich schätze mal, bei der Neuen sitzen ein paar Redakteure im Moment ganz gespannt bei den Telefonen und warten auf einen Anruf von Bob Woodward und Carl Bernstein.

Ja, ja. Die Neue. Das kann sich sehen lassen. Aber lesen lässt es sich nicht.
Trotzdem wartet sie jeden Tag wieder als Gratisexemplar im Bus auf mich und versucht sich anzubiedern. Aber ich weiß eines: die Neue und ich werden nie Freunde werden.

Freitag, 12. Januar 2007

Ein politisches Märchen

Wer hätte gedacht, dass Wahlversprechen nicht eingehalten werden? ich meine, da kommt ein netter mann mit einem schönen Kugelschreiber als Wahlgeschenk, verspricht tolle Sachen - wer sollte ihn als Lügner entlarven? Ich meine, kann denn ein Politiker mit einem Kugelschreiber lügen? Ein Schelm wer so etwas denkt. Nicht wahr?
(Obwohl man eigentlich schon den Kindern einbläut, dass sie keine Geschenke von fremden Männern annehmen sollen. Vielleicht sollte uns das nachdenklich machen?)

Da ist die Freude groß wenn der Gusi, Wolfi & Co. mit ihrem Narrenschiff (auch als Parteibus bekannt) im Dorf vorbeischauen und dort einen Jahrmarkt der politischen Eitelkeiten veranstalten.
Dann gibts noch gratis Leberkässemmeln und der gemeine Österreicher ist zufrieden und semmelselig.
Nur böse Zungen würden behaupten, dass dies wohl mehr mit dem Rattenfänger von Hameln zu tun hat als uns lieb ist. Wähler fängt man aber nun mal nicht so leicht. Dazu gehört schon viel mehr, nicht nur ein wenig Flötenspiel. Obwohl es sich immer gut macht, wenn der Spitzenkandidat mit heroischer und martialisch klingender musikalischer Untermahlung aufs Podium steigt. Fesch frisiert und gut rasiert wird da versucht mit dem "einfachen" Volk zu fraternisieren. Opium für das Volk. Obwohl- das wäre dann auch wieder zu teuer, da tuts auch ein Parteiregenschirm denn bald kommt der Wähler ohnehin vom Regen in die Traufe.
Und bloß nicht zu viele Fremdwörter verwenden, da wird der Bürger misstrauisch. Die Sprache des Volkes ist aber leider auch nicht immer zielführend. Der große Diplomat Schüssel ist damit schon einmal 97 übelst auf die Nase gefallen als er den Bundesbankpräsidenten Tietmeyer als "richtige Sau" und Alexander Lukaschenko als "Kümmeltürken" bezeichnete. Wie gut, dass der Wähler kein gutes Langzeitgedächtnis hat.

Da befinden wir uns also nun im Wähler-Wunderland. Und wer kommt denn da vorbei? Der jetzige Interims Volksanwalt Hilmar Kabas auch bekannt als Hump(ti)-Dump(ti), der den damaligen Bundespräsidenten Klestil (nicht) als Lump bezeichnet hat. Ja, Österreich - Heimat bist du großer Rhetoriker und Rhetorikerinnen. In unserer Politlandschaft tummeln sich wirklich die herausragendsten Freidenker der Nation. Wer braucht da noch die Mozartkugeln und die Lipizzaner. Unsere Politiker schmieren uns genauso viel süßen Honig ums Maul und auf einem hohen Ross reiten sie allemal.

Aber irgendwann ist auch der schönste Wahlkampf vorbei und dem letzten bunten Luftballon ist die Luft ausgegangen. Dann beginnt der Ausverkauf der Ideale. Aber der Ausverkauf, so weiß sogar der unbedarfteste Österreicher, ist, mit Ausnahme des SSV, nicht immer etwas Gutes.

Aber irgendwas ist diesmal anders. Die ÖVP hat ihr klares Ziel bei den Regierungsverhandlungen verpasst. Es müsste doch kein Problem sein, dass die Schwarzen auch diesmal wieder den Kanzler stellen. Schließlich haben sie doch schon einmal den Sprung vom dritten Treppchenplatz nach ganz oben geschafft. Fairplay und Sportsgeist wird da halt noch groß geschrieben.
Diesmal wurde ein ganz anderer Handel gemacht. Gusenbauer verkauft Mephisto Schüssel seine Glaubwürdigkeit für den Kanzlerstuhl und dieser stellt ihm die Gretchenfrage:" Wie hast dus mit den Studiengebühren/Eurofightern?" Das war dann möglicherweise doch kein gutes Geschäft, aber naja, Kanzler ist er immerhin. Das macht sich gut im Lebenslauf. Die Frage ist nur, ob diesmal wirklich unter den Blinden der Einäugige Kanzler wurde.
Zu klären wäre zu den Eurofightern noch die technische Frage ob sie es überhaupt schaffen im Luftraum über Vorarlberg die Kurve zu kriegen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Also, wer soll denn nun weiter die Wähler belügen? WER WENN NICHT ER?

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lügen sie noch weiter

sOnJaS SiChT dEr dInGe

Die Änderung des Blickwinkels gibt gewohnten Dingen ein neues Gesicht

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